Hi, ich bin Juju, eigentlich Julia. Ich bin 31 Jahre alt, in Potsdam geboren und aufgewachsen.
Ich zähle zu den Hochsensiblen und habe bestimmt auch ADHS, bin dennoch extrovertiert, mit viel Lebensfreude und dem Drang, die Welt zu einem besseren Ort zu machen ausgestattet- und das schon immer. Zwei wundervolle Töchter, fast 3 und 10 Jahre jung, versüßen mir jeden Tag und an meiner Seite ist meine große Liebe, bester Freund und auch Geschäftspartner. Aber dazu später mehr. Leider ziehen sich schon seit meiner Kindheit verschiedene gesundheitliche Probleme durch mein Leben. Einer der Tiefpunkte war, als ich zwei Tage vor meinem 10. Geburtstag mit einer akuten Meningitis auf die Intensivstation kam und dort erleben musste, wie sich meine Eltern von mir verabschiedeten und ich meine Wiederbelebung mitbekam.
Das Thema Krankheit und Gesundheit sowie der Wert des Lebens ist mir durch diese und andere Erlebnisse wahrscheinlich bewusster als den meisten Menschen.
Denn zunächst habe ich für mein so bewusstes und kostbares Leben den Drang entwickelt, es mir besonders schön, besonders besonders zu machen. Heute würde man dazu Fomo oder Yolo sagen. Mit meiner Kindheit in einer Freien Schule, die meine Öko Mama damals für meine Schwester und mich mitgegründet hatte, wuchs ich in einem sehr sozialen, liebevollen und achtsamen Umfeld auf – selbstbestimmt und mit der Zuversicht, alles erreichen zu können, wenn ich mich nur anstrenge.
Ich wollte, seit ich 12 war, so schnell erwachsen werden wie es geht. Heute bereue ich, wieviel ich auf diese Weise verpasst habe. Wegen meines Hangs zur Ästhetik, meinem Interesse an Künstlerischem und Handwerklichem und dem Beschluss, aus meinem Leben etwas ganz „besonderes“ machen zu wollen, hat es mich zur Mode gezogen. Ich bestellte bei meinem Papa, der mich mit recht streng erzog und mich am liebsten als Wissenschaftlerin gesehen hätte, die GEOlino ab und wünschte mir ein VOGUE Abo.
Nach einigen Mode-Kollektionen, die ich im Kinderzimmer zeichnete, den ersten Nähversuchen und nach selbst organisierten Ferienpraktika in den Kostümstudios Babelsberg, besuchte mit 12 den Tag der Offenentür einer Berliner Mode-Uni für Modedesign und beschloss, wegen größerer Chancen von meiner Arbeit leben zu können, einen anderen Weg zu gehen. Um Hair & Make Up Artistin werden zu können ging ich also mit 16 Jahren von der Schule ab und begann meine Friseurlehre – drei Jahre harte Schule, in denen mir meine Kolleginen nur Steine in den Weg legten. Ich gewann dennoch Preise, organisierte mir ein einmonatiges Praktikum in einem londoner Salon und schloss die Ausbildung als Klassenbeste ab. Direkt danach zog ich mit 19 Jahren nach Berlin, besuchte eine Hair & Make Up Artist Schule und machte mich 2011 selbstständig.
Da mein Kinderwunsch immer größer wurde und ich meine Karriere besser direkt mit Kind aufbauen wollte, statt sie zu unterbrechen, bekam ich – zurück in Potsdam – mit einer Hausgeburt mein erstes Kind. Nach 1 1⁄2 Jahren Pflege und Stillen begann ich meine Karriere aufzubauen.
Der Plan ging auf.
Niemand glaubte, dass ich meine hohen Ziele erreichen würde. Doch mit sehr harter Arbeit habe ich alle meine ersehnten Meilensteine in wenigen Jahren erreicht. Ich bekam Aufträge rund um die Welt, machte die Haare und das Make Up für große Marken und Weltstars bis hin zu den Oscars. Nach10 Jahren hatte ich es tatsächlich geschafft das Make Up für ein deutsches VOGUE Cover zu machen.
Und jetzt?
Was und wen habe ich durch meine Leidenschaft für das Handwerk, für die Kunst, für das Besondere eigentlich unterstützt? Was ist aus meinem ursprünglichen Wunsch geworden, die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen?
In mir wuchs in rasantem Tempo ein immer größer werdendes Verständnis für die Themen, die wirklich angegangen werden sollten, auch weil Fabi in mein Leben geflattert ist. Er kommt aus der selben Glitzer-Branche. Wir sprachen viel über die großen Probleme dieser Welt und suchten nach Lösungen. Durch eine Doku wurden wir über nacht vegan – der erst große Schritt in die richtige Richtung. Durch den Veganismus habe ich eine für mich so wichtige Kraft erhalten. Das Bewusstsein darüber, das was ich esse einen riesigen Einfluss auf meine Gesundheit hat. Und das Ohnmachtsgefühl das Opfer ständig neuer Krankheiten zu sein verschwand. Endlich konnte ich im ethischen Einklang mit meinen Werten leben. Ich wollte doch eigentlich nie, dass jemand für meinen Genuss, meine Kosmetik oder Kleidung leidet.
Ich erfuhr von den verheerenden Folgen der Massentierhaltung und des Monokulturanbaus von Tierfutter für Klima und Umwelt und fühlte einen Beitrag leisten zu können, um diesem zu begegnen. Aber das reichte nicht. Fabi und ich fingen an unserem Umfeld zu berichten, wie gut uns die Umstellung tat und wie viele Vorteile sie hat – mit Erfolg. Immer mehr Menschen schlossen sich uns an und waren schnell genau so begeistert wie wir. In unserer Freizeit lasen wir uns immer tiefer in die Thematik ein. Wir wollten mehr und genaueres Wissen. Aber die Zeit neben Karriere und Kind war so knapp.
Anfang 2020 wurde ich wieder schwanger – ein Baby, in eine vegane Familie hineingeboren. Aber in diese Welt? Wird es uns eines Tages fragen, was wir unternommen haben, damit auch sein Leben lebenswert ist? Und mit unseren Jobs, die uns immer abwechselnd um die Welt jetten ließen, den Konsum noch weiter ankurbeln…?Corona kam dazu und plötzlich war sie da, die Zeit.
Mein Dreh in einem kleinen berliner Kino mit Schauspieler*innen, um einem Netflix Film zu promoten, musste abgebrochen werden – die Filmcrew war positiv getestet worden. Zugleich wurde der Lockdown ausgesprochen. All meine Jobs bis zur Geburt wurden abgesagt. Zurück Zuhause habe ich mich noch am gleichen Tag für das Fernstudium zur veganen Ernährungsberaterin, auf das ich schon lange ein Auge geworfen hatte, angemeldet. Irgendwo zwischen Neubeginn und riesigen Existenzängsten, bekam ich mein zweites Kind, ausgerechnet am Tag der Beerdigung meiner so sehr geliebten Oma. Wieder eine Hausgeburt, diesmal im Wasser und mit Fabi an meiner Seite. Ein neues Leben, so rein und unschuldig und wundervoll!
Doch zu unserer gemeinsamen Vision wollten wir keine Zeit verlieren. Noch im Wochenbett haben wir das erst vegane Rezept auf Instagram veröffentlicht.
Ich stellte mit Freude fest, dass ich mich auch mit dem Entwickeln von Rezepten kreativ ausdrücken kann, dass ich auch mit leckerem Essen auf dem Teller malen kann und dass Fotografieren und Videos konzipieren durchaus kreative Arbeiten sind. Es fühlte sich so richtig an, den Menschen da draußen vorleben zu können, was für ein großer Teil der Lösung der Veganismus ist und dass es auf jeden einzelnen Menschen ankommt. Ich erkannte, wie ich mit dieser Arbeit Menschen begeistern kann. Es war ein schönes Gefühl, nicht nur den Genuss, sondern auch den Frieden in ihr Leben zu bringen. Wenn das mit unsern Küchentischgesprächen so gut geklappt hat, was wäre möglich, wenn wir die Mikros in die Hand nehmen würden?
So entstand „Vegan gesund mit Grund – Der Podcast“.
2021 nahmen wir die erste Episode mit einem geliehenen Mikro im Kinderzimmer auf, immer wenn unsere 3 Monate alte Kleine schlief. Nach und nach begannen wir alle Social Media Kanäle inklusive Bühnen zu bespielen, um Menschen zu inspirieren, mit einem veganen Lebenswandel etwas zu bewirken.
Wir haben so hart gearbeitet wie noch nie: 24/7 in den ersten 3 Jahren und leider jeden Monat Minus gemacht. Aber die große Vision und das Wissen, dass diese Arbeit und all unserer Energie, die wir in den Veganismus gaben, das Beste ist, was wir tun können. Menschen mit unsere Begeisterung anstecken zu dürfen und unser Wissen und all die Erfahrungen teilen zu können gibt uns bis heute die Kraft immer weiter zu machen.
Wir sind noch ganz am Anfang. Kommt doch mit, auf unsere friedvolle Reise, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.